Häufig gestellte Fragen
Kann ich die Art der Anästhesie auswählen?
In gewissen Situationen ja, in anderen nein. Einige Operationen können nur in einer Allgemeinanästhesie durchgeführt werden (z.B. Operationen im Bauchbereich, an der Lunge, oder am Rücken und dem zentralen Nervensystem), bei anderen können verschiedene Anästhesiearten angewendet werden (z.B. an Füssen, Beinen oder an Händen und Armen). Auch vorbestehende Krankheiten oder die Einnahme von Medikamenten wie „Blutverdünner“ können die Wahl des Anästhesieverfahrens mitbeeinflussen. Die Wahl des Anästhesieverfahrens wird mit Ihnen vor der Operation individuell besprochen und ausgesucht.
Warum sind Informationen über die medizinische Vorgeschichte eines Patienten sowie über dessen aktuellen Gesundheitszustand wichtig für den Anästhesiearzt oder die Anästhesieärztin?
Gesundheitliche Probleme irgendwelcher Art, an denen Sie im Moment leiden, aber auch Krankheiten, die Sie früher durchgemacht haben, können die Reaktionen des Körpers während der Anästhesie/Operation verändern oder beeinträchtigen. Genauso können regelmässig eingenommene Medikamente einen Einfluss auf das Verhalten des Körpers während der Anästhesie/Operation haben. Ebenso können allfällige Allergien, der regelmässige Konsum von Nikotin, Alkohol oder Drogen Auswirkungen auf lebenswichtige Körperfunktionen haben, vor allem während einer Operation. Für uns ist es wichtig zu wissen, wie frühere Anästhesien verlaufen sind. All diese Informationen ermöglichen uns, für jeden Patienten individuell einen Plan für die Anästhesie sowie für die medizinische Betreuung unmittelbar vor-, während- und nach der Operation zu erarbeiten. Sie ermöglichen uns auch, eventuellen Komplikationen vorzubeugen. All diese Fragen werden vor der geplanten Operation zwischen Ihnen und Ihrem Anästhesiearzt besprochen. Als Gesprächsgrundlage dient der Patientenfragebogen. Wir bitten Sie den Fragebogen auszufüllen und ins Spital mitzubringen.
Warum müssen Patienten vor einer Operation nüchtern bleiben?
Sofern sich im Magen unverdautes Essen oder viel Flüssigkeit befindet, besteht die Gefahr, dass zu Beginn der Allgemeinanästhesie Mageninhalt in den Rachen zurückkommt und in die Lunge gelangen kann.
Ein wacher Patient beginnt zu husten, sobald er sich verschluckt, sobald "etwas in den falschen Hals kommt". Während einer Anästhesie werden aber die Schutzreflexe des Patienten - wie z.B. das Husten - durch unsere Medikamente aufgehoben. Erbricht ein Patient während einer Operation, kann der saure Mageninhalt die Lunge stark schädigen. Je nach Schweregrad, entsteht eine ausgeprägte Beeinträchtigung der Sauerstoffaufnahme, was möglicherweise eine künstliche, maschinelle Beatmung und Hospitalisation auf der Intensivstation zur Folge haben kann. Deshalb muss der Patient die „Nüchternzeiten“, die ihm der Anästhesiearzt vorschreibt, unbedingt einhalten. Ansonsten muss die Operation - sofern es kein dringender Notfall ist - verschoben werden.
Kann es Querschnittslähmungen nach epiduraler / spinaler Anästhesie geben?
Äusserst selten kann es nach einer rückenmarksnahen Anästhesie zu einer teilweisen Lähmung z B an den Beinen kommen: dies tritt auf, wenn es anlässlich der Punktion mit der Nadel zu einem Hämatom (Bluterguss) kommt und dieser Bluterguss auf das Rückenmark drückt bzw. auf einen Nerv, der das Rückenmark verlässt. Ebenso sind Infekte in den tiefen Abschnitten sehr selten möglich. Sollten Sie nach der OP bemerken, dass Sie sehr starke Rückenschmerzen, oder dass gewisse Partien des Körpers trotz Reduktion der Schmerzpumpe resp. nach einer einmaligen Gabe (Spinalanästhesie) nach wie vor über der angekündigten Wirkunszeit "schlafen" oder dass in gewissen Muskeln v.a. am Bein keine Kraft vorhanden ist, müssen Sie dies unverzüglich unseren Ärzten oder Pflegenden melden. Mittels speziellen Bild- gebenden Verfahren (MRI) kann ein allfälliges Hämatom erkannt und dann bei Bedarf operativ entfernt werden (analog einer Bandscheiben- Operation). Wichtig ist, dass dies möglichst rasch, d.h. innert wenigen Stunden geschieht. So können sich die betroffenen Nervenabschnitte wieder erholen, die Gefahr einer Lähmung ist gebannt.
Was ist eine Plexusanästhesie?
Eine Plexusanästhesie ist eine Regionalanästhesie, wobei z.B. nur ein Arm unempfindlich gemacht wird. Der Anästhesiearzt spritzt dabei ein Medikament in die Nähe des Nervenbündels, das die Nerven enthält und den Arm versorgen. Durch eine Betäubung dieses Bündels schläft der Arm ein. Das Nervenbündel kann entweder in der Achselhöhle, beim Schlüsselbein oder am Hals betäubt werden.
Hat man noch ein Gefühl bei Nervenblockaden?
Bei einer Nervenblockade - sei es nun eine rückenmarksnahe Anästhesie oder eine Blockade an Arm, wie eine "Plexusanästhesie" - werden zuerst die Schmerzfasern und Temperaturfasern blockiert, anschliessend die motorischen Nerven, welche die Muskeln versorgen. Ein dumpfes Empfinden, dass „irgendetwas gemacht wird“ ist immer vorhanden, jedoch empfinden Sie keine Schmerzen.
Können Hirnzellen absterben aufgrund einer Allgemeinanästhesie?
Die Hirnzellen erleiden in der Regel keinen zusätzlichen Schaden durch unsere Medikamente. Das Gedächtnis funktioniert nach kurzer Zeit wieder normal, sobald die Wirkung der Medikamente nachgelassen hat und der Trainingszustand des Gehirnes wieder auf Normalbetrieb zurückkommt. Es gibt aber bei vorbestehenden, vor allem altersbedingten Veränderungen des Gehirns, dessen Blutversorgung und in Abhängigkeit der operativ anzugehenden Grunderkrankung Fälle von Gedächtnisstörungen. Sprechen Sie Ihr mögliches Risiko anlässlich der „Prämedikationsvisite“ mit dem Anästhesie- Arzt an.
Ist es schädlich, innerhalb kurzer Zeit mehrere Anästhesien zu erhalten?
Nein. Selbst Patienten, die mehrere Male innerhalb eines Monats oder einer Woche anästhesiert werden, nehmen keinen zusätzlichen Schaden.
Muss man erbrechen?
Bei den modernen Anästhesieverfahren und Medikamenten ist dies eher selten der Fall. Übelkeit, Schwindel und Erbrechen treten vor allem nach Ohr- und Augenoperationen, bei jungen Frauen und, bei Nicht- Rauchern und nach Eingriffen am Magen-Darm-Trakt auf. Auch Schmerzmedikamente, die nach der Operation gegeben werden - z.B. Morphin - können Übelkeit verursachen. Der Anästhesiearzt kann heute in den meisten Fällen einem Erbrechen nach der Anästhesie vorbeugen oder behandeln. Teilen Sie uns Ihre bisherigen Erfahrungen bei vorangegangen Operationen anlässlich des vorbereitenden Gespräches ihrem Anästhesisten mit.
Kann man während einer Allgemeinanästhesie "aufwachen"?
Dieses Aufwachen - auch "Awareness" genannt - geschieht sehr, sehr selten. Nebst der Kontrolle des Blutdruckes, des Pulses, der Herzaktivität und des Sauerstoffgehaltes im Blut steht seit einigen Jahren auch Verfahren zur Überwachung der Anästhesietiefe zur Verfügung. Mit Hilfe dieses Gerätes, welches während z.B. bei einer Allgemeinanästhesie die Hirnströme gemessen (dazu werden z.B. mehrere Klebeelektroden auf die Stirne geklebt). Dieses Verfahren lässt Rückschlüsse auf Ihre Narkosetiefe zu. Diese Überwachungsmöglichkeiten haben dazu beigetragen, dass das Risiko eines Erwachens während einer Allgemeinanästhesie fast vollständig ausgeschlossen werden kann.
Ist man nach der Anästhesie verwirrt?
Nach einer Allgemeinanästhesie sind die Patienten in der Regel noch müde, selten noch etwas verwirrt, bis die Wirkung der Medikamente ganz abgeklungen ist.
Sofern bei einer Regionalanästhesie beruhigende Mittel gegeben werden - und sei dies nur eine Schlaftablette vor der Operation - können Sie im Nachhinein auch noch müde sein, aber nur sehr selten verwirrt.
Ältere Patienten neigen eher zu Verwirrtheit nach einer Operation, sei dies, weil sie wegen einer Grundkrankheit empfindlich sind oder empfindlicher auf unsere Medikamente reagieren oder durch die veränderte Umgebung im Spital reagieren.
Gibt es Allergien auf Anästhesiemedikamente?
Schwere allergische Reaktionen auf die verschiedenen Anästhesie-Medikamente (Schlafmittel, Anästhesiegase, Schmerzmittel, Muskelrelaxantien, Lokalanästhetika) sind selten. Falls eine Allergie gegenüber einer bestimmten Substanz vorliegt, besteht praktisch immer die Möglichkeit, auf eine andere Substanz mit gleichem Effekt aber anderer chemischer Zusammensetzung auszuweichen, und so das Auftreten einer allergischen Reaktion zu vermeiden. Anlässlich des Gespräches mit dem Anästhesiearzt vor der Operation werden Sie routinemässig gefragt, ob Sie auf irgendwelche Substanzen allergisch sind. Hierzu gehören nebst Medikamenten beispielsweise auch Desinfektionsmittel, Heftpflaster und Latex/Gummi. Merken Sie sich im Falle einer bekannten Allergie den Namen der auslösenden Substanz, damit Sie mit Ihrem Hausarzt diskutieren können, ob eine Allergieabklärung mittels Allergietests durch den Spezialisten sinnvoll wäre. Falls anlässlich einer solchen Allergie-Abklärung ein sogenannter Allergie-Pass ausgestellt wurde, bringen Sie diesen unbedingt ins Spital mit.